Zwillinge, Drillinge, Vierlinge So hoch ist die Wahrscheinlichkeit für Mehrlinge
Zwillinge sind selten, Drillinge seltener, Vierlinge noch seltener. Was begünstigt eine Mehrlingsschwangerschaft? Oder ist sie nur Zufall?
Für Zwillingsschwangerschaften wird bei deutschen Frauen eine Häufigkeit von 1:85 angenommen. Laut der Hellin-Hypothese ergibt sich die ungefähre Häufigkeit von Mehrlingsschwangerschaften aus der Potenz der Häufigkeit von Zwillingsgeburten, wobei der Exponent die Kinderanzahl minus eins ist.
Die Wahrscheinlichkeiten nach der Hellin-Regel
Was äußerst kompliziert klingt, sieht in der Praxis so aus:
Zahl der Kinder | Häufigkeit | Wahrscheinlichkeit |
---|---|---|
Zwillinge | ca. 1:851 = 1:85 | ca. 1,2 Prozent |
Drillinge | ca. 1:852 = 1:7000 | ca. 0,01 Prozent |
Vierlinge | ca. 1:853 = 1:600.000 | ca. 0,0002 Prozent |
Fünflinge | ca. 1:854 = 1:50.000.000 | ca. 0,000002 Prozent |
Unwahrscheinlicher ist eine eineiige Zwillingsgeburt. Das kommt etwa bei einer von 250 Schwangerschaften vor. Die Wahrscheinlichkeit von eineiigen Vierlingen liegt bei 1:13.000.000, die eineiiger Drillinge sogar bei 1:200.000.000. Letztere sind noch seltener, da es sich dabei um "verhinderte Vierlinge" handelt.
Zahl der Mehrlingsgeburten steigt
So viel zur Theorie – die Realität sieht anders aus. Dem Statistischen Bundesamt zufolge ist in Deutschland mittlerweile jedes 27. Kind ein Mehrlingskind. Anfang der 1980er-Jahre galt das nur für jedes 55. Kind.
Wissenschaftler ermittelten vor allem zwei Gründe für diese Entwicklung. Der eine ist die Zahl der Kinderwunschbehandlungen, die in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen hat. Bei einer Hormonbehandlung werden die Eierstöcke stimuliert. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es zur Reifung mehrerer Eizellen kommt.
Durchschnittlich ein Viertel der behandelten Frauen bekommen Mehrlinge. Ähnlich wahrscheinlich ist das bei einer künstlichen Befruchtung durch In-vitro-Fertilisation, bei der zwei oder drei zuvor im Reagenzglas befruchtete Eizellen in die Gebärmutter eingesetzt werden – maximal drei sind zulässig, üblich sind zwei.
Der zweite Grund: Das Durchschnittsalter der Frauen bei der ersten Schwangerschaft ist in den vergangenen Jahrzehnten stark gestiegen. Da mit höherem Alter der Körper der Frau mehr Hormone ausschüttet, die einen Eisprung auslösen, geben die Eierstöcke mit höherer Wahrscheinlichkeit auch mehrere Eizellen zur Befruchtung frei.
Es wird davon ausgegangen, dass die Menge des sogenannten Follikelstimulierenden Hormons, das die Eizellreifung anregt, in der Endphase des reproduktiven Lebens ansteigt und seine natürliche Konzentrationskurve ändert. Dadurch können sich mehrere befruchtete Eizellen in der Gebärmutter einnisten.
Neigung zur Zwillingsschwangerschaft wird vererbt
Daneben gibt es weitere Faktoren, die in Einzelfällen die Chance einer Mehrlingsgeburt erhöhen. Bei großen Frauen in gutem Ernährungszustand ist die Wahrscheinlichkeit für Zwillinge 25 bis 30 Prozent höher.
Auch die genetische Veranlagung spielt eine Rolle. Das zeigt sich daran, dass afrikanische Mütter viermal so oft Zwillinge bekommen wie asiatische. Zudem ist Vererbung ein wesentlicher Faktor: Zwillinge kommen in Familien oft mehrmals vor – eine Neigung, die mütterlicherseits vererbt wird. Das betrifft allerdings nur die Wahrscheinlichkeit von zweieiigen Zwillingen, nicht von eineiigen.
Berichte von Zehnlingen
Wer glaubt, bei Vierlingen oder Fünflingen ist das Maximum erreicht, täuscht sich. Das zeigt ein Blick ins Guinness-Buch der Rekorde. Demnach gab es drei Fälle, in denen zehn Kinder auf einen Schlag geboren wurden: 1924 in Spanien, 1936 in China, 1946 in Brasilien.
Die Berichte sind allerdings nicht durch medizinische Akten belegt, weshalb im Buch Nadya Suleman aus den USA als Rekordhalterin geführt wird. Suleman brachte 2009 sechs Jungs und zwei Mädchen zur Welt und wurde daraufhin als "Octomum" bekannt.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Pressemitteilung Statistisches Bundesamt
- viamedici.thieme.de: "Mehrlingsschwangerschaft"
- stiftung-gesundheitswesen.de: "Wie funktionieren die Eierstöcke?"
- Jahresbuch 2017 vom Deutschen IVF Register (DIR, 15. Jahrgang 2018 // Modifizierter Nachdruck aus Nummer 5–6: 219–49 // ISSN 1810-2107 )
- Guinness-Buch der Rekorde